

Gestern sind wir nach dem Aufbau des Zeltes wieder aufs Rad gestiegen, denn unser Essensvorrat war aufgebraucht. Im Nachbardorf hängt an dem Restaurant-Hotel ein großes Schild „fermée“ – wäre ja auch zu schön gewesen. Also weiter bergauf in den nächsten Ort – hier soll es eine „Epicerie“ (Lebensmittelgeschäft) geben und tatsächlich finden wir einen entzückenden Tante-Emma-Laden. Abendessen ist gesichert, juhu!
Nun will Günter noch die Kirche oben am Hang mit dem Steindach anschauen. Ok, sie ist auch wirklich schön. Nun wollten wir natürlich nicht den gleichen Weg zurück, also folgte ich brav meinem Mann. Ein Anwohner rief uns noch hinterher „Bonne Chance, bonne Courage“ – gerade überlegten wir noch, was er damit wohl meinte und schon ging es wieder steil bergauf. Wir hatten am Ende noch zusätzlich über 100 Höhenmeter auf dem Tacho, aber immerhin ohne schwere Gepäck abgesehen von unserem Einkauf.
Am nächsten Morgen sind wir wie gerädert, es war kalt (10 Grad) und der Schlafsack entweder zu warm oder zu kalt. Solche Nächte muss es auch geben. Günter schmeißt als erstes den Kocher an und macht einen heißen Kaffee, ich ziehe schnell alles an, was ich finden kann und dann geniessen wir den Kaffee, hier die Selfie-Versuche:



….und dann kommt die Sonne über den Berg:
Nun geht alles von alleine, jeder weiß, was zu tun ist und in null Komma nix ist alles eingepackt. Heute stehen fast 900 Höhenmeter auf dem Plan, wir gehen es langsam an, es gibt zunächst keine übermäßig steilen Passagen und so fahren wir im kleinsten Gang immer bergauf. Vor uns, neben uns, über und unter uns eröffnen sich fantastische Blicke. Was für eine Landschaft, was für ein Glück einfach auf dem Rad sitzen zu dürfen und geniessen. Ja, es ist auch anstrengend, aber ist Anstrengung und Herausforderung nicht was Schönes?!!



Alleine für die ersten 12 km brauchen wir 1,5 Stunden. Sie vergehen wie im Flug und oben angekommen, strahlen wir um die Wette. Danach wird es etwas zäh, denn statt einer rasanten Abfahrt geht es immer weiter eher bergauf als bergab ohne, dass wir weiter hochfahren.
Die Landschaft verändert sich hier auf 800 m, mich erinnert es an das Allgäu. Wir sehen viele Kühe, glückliche Kühe :), grüne Wiesen, wunderschöne Bauernhöfe – es ist alles so friedlich und idyllisch.
Dann öffnet sich ein schönes, langgezogenes Tal vor uns. Unsere Kräfte sind schon arg aufgebraucht, als wir die ersten Räuchereien sehen, die uns die Region der „Saucisse de Morteau“ ankündigen, zieht es uns das erste Mal schon mittags in ein ländliches Restaurant. Es gibt einen Plat de Jour mit drei Gängen, das warme Essen füllt nicht nur unseren Magen sondern gibt uns frische Kräfte für die zweite Streckenhälfte bis nach Morteau. Der zweite große Anstieg wartet jetzt auf uns und es wird nochmals richtig anstrengend. Als wir das Schild mit dem höchsten Punkt erreichen sind wir übermäßig glücklich:
Man sieht es uns an – Glück gemischt mit Anstrengung! …und jetzt geht es hauptsächlich bergab hinein in die Stadt Morteau und dann gibt es heute eine Übernachtung im Hotel!
Um 16:00 Uhr haben wir eingecheckt, ich habe direkt noch alle Vorbereitungen für meine Yogastunde um 19 Uhr getroffen und anschließend eine wohlverdiente Ruhepause.
Tatsächlich hatte ich dann noch mit Birgit online eine sehr schöne Yogastunde. Endlich mal wieder den ganzen Körper durcharbeiten und strecken und am Ende fühlen wir uns beide wie neu geboren. So soll es sein.
Günter hat in der Zwischenzeit mal den Ort erkundet und hat ein sehr cooles französisches Restaurant für uns ausgewählt. Die Speisekarte war schon eine große Herausforderung, denn wir konnten nur grob erahnen, was diese Worte beschrieben. Es dauerte eine Weile bis wir uns entschieden haben, ich eine Vorspeise mit Lachs, Günter eine Hauptgericht mit Entrecôte und dann für mich noch eine Nachspeise – davon träume ich heute noch. Das war ein echtes Geschmackserlebnis.